Bernd Bierbaum

Bernd Bierbaum - the Author

«Der Autor ist mit offenen Augen unterwegs«

ANDREAS OBST
Frankfurter Allgemeine Zeitung

«Erfrischend, poetisch und mit tiefen Wissen geschrieben»

(ARTE TV, Paris)

Mehr Bücher

“Es sind nicht die Sensationen, die ihn interessieren. Stattdessen findet er am Wegesrand Stoff für allerlei Anekdoten. Und auch dem Schrecken weicht er nicht aus, den Bettlern und Kranken von Axum etwa. Dann liegt er im Bett und muss plötzlich laut lachen. Diese Offenheit macht seine Schilderung sympathisch.”

F.A.Z.

Biographie

Bernd Bierbaum - Portrait

Ich wuchs in einem niedersächsischen Dorf zwischen Feldern, Wäldern und Industrie auf: Im Frühjahr pflanzten die Landwirte großflächig Raps an, während im Herbst ein schwerer Geruch von gekochten Zuckerrüben in der Luft lag. Unabhängig von den Jahreszeiten ließ geschmolzenes Eisen in den nahen Stahlwerken die Wolken am Himmel  purpurrot leuchten.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es mir in meiner Kindheit jemals langweilig geworden ist. Irgendetwas Spannendes war immer los, denn mein Leben hing davon ab, ob ein neuer Fisch in mein Aquarium einzog, eine fehlende Briefmarke aus einem fernen Land in mein Album passte, oder eine exotische Pflanze in meinem kleinen Gärtchen überlebte. Bei meinem ersten öffentlichen Auftritt, zeigte mich die Lokalzeitung im Alter von sechs Jahren, wie ich neben einer fünf Meter hohen Sonnenblume stehe, die ich den ganzen Sommer über akribisch gegossen hatte.

Abgesehen von Reisen mit meiner Familie, spielte sich meine Kindheit hauptsächlich in einer überschaubaren Welt ab, die an ihrem südlichsten Rand an den Brocken grenzte. Der höchste Gipfel des Harzes blieb bis in meine Erwachsenenzeit jedoch unzugänglich, denn er war von Niedersachsen durch die innerdeutsche Mauer getrennt. Damals war der Brocken noch dichter als heute übersät mit spitzen Fernsehtürmen, die Inhalte und Kommentare in den Westen sendeten, während nicht weit davon entfernt, auf „unserer“ Seite, westdeutsche Fernseh- und Radiosignale ihren Weg nach Osteuropa antraten.

Diese Beton-Architektur des Kalten Krieges verkörperte den ideologischen Kampf zweier konkurrierender Denksysteme, der in derselben Sprache geführt wurde. Alle politischen Ereignissen, die Olympischen Spiele und sogar die erste Mondlandung wurden sehr unterschiedlich interpretiert. Das Umschalten von einem Kanal zum anderen bedeutete,  dieselbe Realität zweimal vermittelt zu bekommen, wobei beide Versionen auf den ersten Blick umfassend genug schienen um einen gewissen Sinn zu ergeben. Unter der sorgfältigen Anleitung meiner Eltern und mit Hilfe einer guten Hausbibliothek wurden die Eigenarten dieser konkurrierenden Narrativen kritisch diskutiert. Wenn überhaupt, dann machten mir diese Übungen bewusst, dass sich hinter jeder Geschichte noch eine andere Geschichte offenbart.

Mit 17 Jahren besuchte ich eine amerikanische High School und lebte 10 Monate bei einer Familie in der Nähe von Seattle. Was mich außer der grandiosen Natur besonders beeindruckte, war wie sich im urbanen Raum Menschen mit asiatisch-amerikanischen, afro-amerikanischen, europäisch-amerikanischen und indigener Wurzeln eine vielschichtige Identität schufen. Ausgedehnte Reisen entlang der Westküste von der mexikanischen Grenze bis nach Sitka in Alaska und Hawaii vertieften mein Interesse an diesen Fragen. Durch die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel und das Trampen erhielt ich leicht Zugang zu Einheimischen und ich begann zu spüren, dass es so etwas gibt wie „Die Kunst des Reisens“ und „Die Magie des Glücks, des Zufalls und der unerwarteten Begegnung“. Zurück in Europa setzte ich meine Entdeckungsreisen fort und erweiterte meine Interessensgebiete um die Archäologie, Geologie, Kunstgeschichte und Literatur.

Als sich für mich die Frage stellte, welchen weiteren Ausbildungsweg ich einschlagen sollte, fragte ich einen Studienberater, wie man Reiseschriftsteller werden könne. Er antwortete mir: „Entweder du schreibst dich an einer Journalistenschule ein, lernst das Schreiben und findest später heraus, worüber du eigentlich schreiben willst, oder aber du wählst ein Fach an der Universität, und verbesserst später deine Schreibfähigkeiten.“

Nach einer Vorlesungsreihe über interkulturelle Studien an einer englischsprachigen Universität in Tokio entschied ich mich für die zweite Option, weil ich dort eine diskussionsfreudige akademische Gemeinschaft erlebte und weil es mir schien, als wenn diese die gängigen Methoden und Ansätze interkultureller Studien verfolgt und neben sozial-historischen Aspekten auch die menschliche Individualität berücksichtigte.

Ich schrieb mich an der Universität München für einen Magisterstudiengang in Ethnologie und Philosophie ein. Brasilien und Indonesien waren meine regionalen Schwerpunkte, kultureller Wandel und vergleichende Religionswissenschaft meine theoretische Wahl. Ich führte eine längere Feldstudie im brasilianischen Bundesstaat Bahia durch (siehe meinen Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung unter „Publikationen“) und veröffentlichte später auf Portugiesisch ein Buch über die Forschungsgeschichte dieser indigenen Gruppe.

Um mich ganz auf meine Abschlussprüfungen zu konzentrieren, lebte ich vier Monate lang in einer Hütte in den Alpen. Ohne Kontakt zur Außenwelt las ich mich durch viele Bücher und Texte, in denen es um die Grundlagen der Religion ging und darum, wie Menschen immer wieder Strukturen der Herrschaft und des Glaubens erschaffen.

Mit dem Diplom in der Hand zog ich mein Fazit: 1. Ich hatte während des Studiums gelernt, wie ich wissenschaftliche Informationen recherchieren und bewerten konnte. 2. Ich fühlte mich wohl bei dem Gedanken, dieses Wissen an andere weiterzugeben. 3. Ich hatte das Gefühl, dass ich durch die Art meines Reisens (ich trampte immer noch bei jeder sich bietenden Gelegenheit) leicht auf Menschen treffen konnte, die durch ihre Erzählungen eine Geschichte bereichern würden. 4. Ich glaubte, dass meine eigenen Reise-Beobachtungen von Bedeutung sein könnten.

Meine hauptsächliche Mitteilungsform aber wurde während der nächsten Jahre nicht das Schreiben, sondern das Sprechen. Als Studienreiseleiter und Lektor bereiste ich von 1990 an mit dem Bus, dem Jeep oder zu Fuß 34 Länder und leitete 460 Reisen mit 5500 Mitreisenden. Außerdem war ich als Dozent auf Dutzenden von Reisen mit Expeditionskreuzfahrtschiffen in der Arktis, Antarktis und zu abgelegenen Inseln im Indischen und Pazifischen Ozean unterwegs.

Die Arbeit als Lektor und Reiseleiter verschaffte mir reichlich Gelegenheit, wissenschaftliche Inhalte unterhaltsam zu verpacken und weiterzugeben. Noch wichtiger aber war, dass ich ein vielschichtiges Publikum kennen – und einschätzen lernte. Das Wort an Menschen zu richten, war keine schlechte Übung, um mir auch die Reaktion einer Leserschaft vorzustellen.

Ein weiterer Vorteil war, dass ich frei wählen konnte, wo ich leben wollte. In den ersten fünf Jahren war mein Zuhause ein großer, schwerer Koffer, der sich schon bald zum Handgepäck minimalisierte. Später richtete ich mein Basislager für sieben Jahre in einer Wohnung in La Goutte d’Or in Paris ein, bevor es mich nach Observatory in Kapstadt zog.

Südafrika eröffnete mir viele Möglichkeiten. Ich gründete und editierte in Kapstadt 021 Magazine, das bis 2013 im Umlauf war. Als englischsprachige, vierteljährlich erscheinende Print- und Online-Publikation mit 104 Seiten, wurde das Magazin von investigativen Journalisten und kreativen Designern geschaffen, um verschiedene Aspekte des «Neuen Südafrikas” zu hinterfragen. Ich hatte die Möglichkeit, mit einem engagierten Team von Fachleuten zusammenzuarbeiten und zu lernen, wie ein Unternehmen zu führen ist.

Nebenbei schrieb ich weiter für Zeitschriften, Zeitungen und Buchverlage. Die Themen wurden immer vielfältiger. Es gab sogar ein Drehbuch für einen Dokumentarfilm über ein rätselhaftes afrikanisches Nachttier, der auf ARTE und im ZDF ausgestrahlt worden ist.

Heute verbringe ich etwa die Hälfte des Jahres in Kapstadt. Wenn ich in Europa bin, ist Havelberg mein Zuhause, eine kleine Stadt zwischen Berlin und Hamburg, wo ich eine ehemalige ostdeutsche Kantine zu einem Kunst- und Schreibatelier umgebaut habe.

(Tag 21199)

Veröffentlichungen als Co-Autor

«Die Literatur ist die angenehmste Art das Leben zu ignorieren»

Fernando Pessoa: Das Buch der Unruhe

Herausgeber der Zeitschrift 021

Cape Town Encounters

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Lifestyle- und Kulturführer in Kapstadt 2009 – 2013

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